800 Jahre Wiehagen
Die Edelherren Everhard und Jonathan von Ardey hatten den Obsthof Wiehagen mit drei Unterhöfen und allem Zubehör dem nahen Kloster Scheda geschenkt. Erzbischhof Adolf von Köln als Lehnherr bestätigte die Schenkung mit Urkunde von 1202.Das ist die älteste uns bekannte Urkunde, die den Namen unseres Ortes Wiehagen erwähnt.Die große Zahl der namentlich genannten hochrangigen Zeugen läßt auf die Bedeutung des zu Grunde liegenden Rechtsvorgangs schließen. Geht man davon aus, dass auch die drei Unterhöfe in Wiehagen lagen, so gehörte mehr oder weniger ganz Wiehagen dem Kölner Erzbistum. Unbekannt ist, wann und wie es an den Wiehagener Besitz gekommen war. Von den Werler Grafen? „Natürlich“ ist der Ort Wiehagen älter als 800 Jahre.
Theo Arndt vom Reiterhof las die Ausarbeitung von Paul Derks und Eberhard Goecke über die Siedlungsnamen der Gemeinde Wickede-Ruhr in dem lange zurückliegenden Heft Nr. 11 des Wickeder Geschichts- und Heimatvereins, entdeckte darin unter Wiehagen die Jahreszahl 1202 und meinte, das 800jährige sei doch eine Feier wert. Ortsvorsteher Heinrich Koerdt sorgte dafür, dass eine –zunächst lockere- Runde Interessierter und Engagierter zusammenkam.Angesichts einiger mutiger Vorstellungen über zu entwickelnde Aktivitätenmochten den einen oder anderen anfangs leise Zweifel beschlichen haben, ob sich die kleine Gruppe in dem kleinen Ort mit so heterogener Ein-wohnerschaft da nicht übernehmen könne. Aber die Sache nahm Gestalt an und mehr als geredet wurde überlegt gehandelt, organisiert und angepackt. Die Gruppe nannte sich nun „Förderverein Dorf Wiehagen“, wurde eingetragener Verein und warb weitere Mitglieder.
Ein Autorenteam schrieb, sammelte und redigierte Beiträge zu einer Orts-chronik, die in gefälliger Aufmachung gebunden rechtzeitig vor dem Juibiläums-fest erschien, dank der Unterstützung freigiebiger Sponsoren zu dem sehr günstigen Preis von 7,50 Euro. Und die für einen so kleinen Ort doch recht optimistische Auflage fand ihren Abnehmer.²
Durch den Einsatz der Bürgerschaft, auch mit Hilfe des gemeindlichen Bauhofs, wurde das Ortsbild gepflegter. An den Dorfeingängen wurden geschmackvolle geschnitzte Willkommenschilder aufgestellt. In der weiteren Nachbarschaft warben große lustig dekorierte Strohpuppen für das zweitägige Wiehagener Dorffest, wie denn auch intensiv und informativ in den Tageszeitungen geworben wurde.
Die Jubiläumsfeier begann am Samstag, 1. Juni 2002 um 17 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Dorfplatz vor der Kriegergedächtnis-kapelle. Der Abend setzte sich fort auf dem Hof Spiekermann, wo sich Jürgen W. Möllemann, damals noch FDP-Landesvorsitzender, per Fallschirmabsprung einfand. Dabei sprach er in das Mikrofon auch die zukunftsträchtigen Worte: „Gut, wenn Politiker den freien Fall beherrschen.“ Der Auftritt anderer Parteipolitiker war weniger spektakulär. Nach Tanzvorführungen im Freien gab es „Danz op de Deel“.
Am Sonntag, dem 2 Juni wurde nach einigen offiziellen Ansparchen auf dem Dorfplatz der von Franz Werner Koerdt gut ausgewählte und künstlerisch gestaltete Gedenkstein mit dem Wiehagener Logeo enthüllt, und dann war der Weg frei zu dem Bauern- und Handwerker- und Kreativmarkt, der sich mit Stand an Stand über die dafür gesperrte Dorfstraße vom Reiterhof Arndt bis zum Hof Spiekermann und über die angrenzenden Straße und Wege unter Einbeziehung der landwirtschaftlichichen Hofstellen erstreckte. Nicht nur die Menge an Ständen war erstaunlich, auch die gute, vor allem auf das Dorf bezogene, interessante Auswahl, wobie man manchem Handwerker bei der Arbeit zusehen konnte. Und dazwischen gab es Musik, Tanz und anderee Aktivitäten.
Etliche Tausende von Zuschauern kamen, das Fest wurde, auch nach der Besucherzahl, ein sehr großer Erfolg. Auf beiden Seiten hörte man: Alle unsere Erwartungen wurden weit übertroffen.
Nicht auszudenken, wenn es Bindfäden geregnet hätte. Das Wetter vorher und nachher schlecht, war an den beiden Festtagen so gut, wie es besser nicht sein konnte. Man habe unverschämtes Glück gehabt, meinte das Organisations-komite. Als „Aúswärtiger“ kann man’s ja behaupten: Es war Verdienst! Der Föderverein Wiehagen will zusammenbleiben, nicht nur Dokumentation des Jubiläumsfestes, sondern auf Dauer für weitere Aktivitäten. Dazu: Glück auf!
Franz Haarmann.[1]
Fotos Archiv Heimatverein Wickede-Ruhr
[1] Verfasser: Franz Haarmann (siehe Information für Heimatfreunde Ausgabe 3 Dezember 2002)
² Siehe auch das Buch „800 Jahre Wiehagen 1202 - 2002